Der Gläserne Mensch – Übersicht
Gläserner Mensch
Wenn wir mit anderen Menschen kommunizieren, merken wir uns Informationen über sie und geben gleichzeitig Daten von uns preis. Meist ist das gewünscht, sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Umgang. Wer freut sich nicht darüber, wenn Freunde sich an unseren Geburtstag erinnern und dann sogar ein Geschenk dabei haben, das genau unseren Interessen entspricht? Wie viel Unannehmlichkeiten werden vermieden, wenn der Arzt über unsere Allergien Bescheid weiß und somit bei der Medikation für andere Krankheiten Nebenwirkungen ausschließen kann? Wäre es nicht auch angenehm, wenn wir im Supermarkt spezielle Angebote passend zu unserem Geschmack bekämen oder wenn unser Bankberater uns Produkte anböte, die exakt auf unsere finanzielle Situation zugeschnitten sind? Wie viel Stress und Kraftstoff wurde schon durch die Verwendung von Navigationsgeräten eingespart.
Der Gläserne Mensch – Grenzen der Privatsphäre
Datenhoheit und informationelle Selbstbestimmung heißt, dass jeder Mensch individuell bestimmen kann, wer was über ihn weiß. Doch mit der fortschreitenden Informationstechnologie verwässern die Grenzen der Privatsphäre. Erstens werden die Methoden zur Datenerhebung immer subtiler und tiefschürfender, zweitens bieten die immer größeren Kapazitäten der Speichermedien inzwischen die Möglichkeit, auch riesige Datenmengen zu speichern und drittens ist es für viele Menschen eine hohe Herausforderung im Umgang mit Informationstechnologien und Kommunikationsnetzen Privates und Öffentliches voneinander zu trennen.
Es sind vor allem Unternehmen und Strafverfolgungsbehörden, die Interesse an massenhaft erhobenen Daten haben. Die einen wollen ihre Produkte und das Marketing besser auf die Zielgruppe abstimmen, die anderen argumentieren mit der Verbrechens-Aufklärung und Prävention. Data-Mining nennt sich das Verfahren.
Auslesen von Bewegungsprofilen
Neben dem professionellen Erfassen von Kommunikations- oder Einkaufsverhalten im großen Stil sind es aber immer mehr kleinere Geräte des täglichen Umgangs, die auch im privaten Umfeld von argwöhnischen Zeitgenossen missbraucht werden können. Navigationsgeräte, Handykameras und Mini-Mikrofone bieten Freizeit-Detektiven kostengünstige Ansatzpunkte, ihre Theorien zu überprüfen.
Die Metapher „gläserner Mensch“ beschreibt die Befürchtung, dass wir immer mehr und überall durchleuchtbar werden. Die Folgen kennt man aus totalitären Staaten: Das Private wird öffentlich, Abweichungen von der gesellschaftlichen Norm werden schnell erkannt und bekämpft, die Individualität bleibt auf der Strecke.
Verantwortungsbewusster Umgang mit sensiblen Daten
Nur wer die die Möglichkeiten und Risiken der Technologien versteht, kann verantwortungsbewusst damit umgehen. In Zusammenarbeit mit dem WDR Fernsehen zeigen IT-Sicherheitsexperten vom Institut für Internet-Sicherheit die Möglichkeiten und Gefahren neuer Technologien auf. Kann der Zugriff auf private und sensible Inhalte durch neue Technologien noch verhindert werden? Was erwartet mich? In der Sendungsreihe „Der gläserne Mensch“ wird zu aktuellen Thematiken Stellung bezogen. Dabei stellen die Experten C. Dietrich, S. Feld, C. Spiller und S. Spooren Gefahren von der elektronischen Gesundheitskarte über mobile Navigationsgeräte und automatischer Zeiterfassung bis hin zum internetbasierten Fernsehen und der kontaktlosen Identifikation von Produkten exemplarisch dar.