Sicherheit bei der Bundestagswahl: Die möglichen Manipulationen bei der vergangenen US-Wahl haben den starken Einfluss von kriminellen Hackern erneut ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt: „Kann auch die kommende Bundestagswahl durch Cyberkriminelle verfälscht werden?“ Schon lange befasst sich das IT-Sicherheitsteam des Bundestages mit dieser Thematik und hat laut Wahlleiter, Dieter Sarreither, die Kompetenzen rund um die Cybersecurity ausgebaut: „Wir bereiten uns auf vielfältige Angriffsstrategien durch Cyber-Attacken vor, spielen Szenarien durch“, so der Politiker in einem Zeitungsinterview. Dafür habe man die Infrastruktur des Rechenzentrums erweitert und könne Rechner und Standorte wechseln. Im Ernstfall würde auch das Cyber-Abwehrzentrum der Bundesregierung genutzt werden. Die Bundestagswahl sei dadurch technisch so abgesichert, „dass sie gegen alle Manipulationsversuche geschützt ist“, ist der Wahlleiter zuversichtlich.
Als ein „positives Signal“ wertet Prof. Norbert Pohlmann, Leiter des Instituts für Internet-Sicherheit, die Bereitschaft der Bundesregierung, sich stärker gegen Cyberkriminalität aufzustellen: „Es ist allerhöchste Zeit, sich aktiv für die IT-Sicherheit einzusetzen. Dafür bedarf es nicht nur finanzieller Ressourcen, sondern auch der Bereitschaft, endlich zu handeln.“ IT-Sicherheitsexperte Pohlmann selbst setzt sich seit vielen Jahren für einen Schulterschluss zwischen allen Akteuren der IT-Sicherheit ein, er ist überzeugt, „dass nur eine Zusammenarbeit und mehr Verbindlichkeit zwischen Nutzern, Herstellern, Wirtschaft und Politik, zum gewünschten Ergebnis führen kann: Dass wir in Zukunft sichere und robuste IT-Architekturen für unsere Endgeräte und Server haben, die mit Hilfe von intelligenten kryptographischen Verfahren sowie Separierung- und Isolierungstechnologien dafür sorgen, ein angemessenes Level an IT-Sicherheit zu erreichen und so den gelieferten Inhalten wieder vertrauen können.“
Denn bei der Bundestagwahl könnten nicht nur Hackerangriffe eine Rolle spielen, sondern auch die gezielten Manipulation in den soziale Netzwerken – So wäre es auch in Deutschland denkbar, dass Fake News das User-Verhalten stark beeinflussen. Die Bundesregierung will möglichen Falschmeldungen während der Bundestagswahl „öffentlichkeitswirksam schnell entgegenwirken“. Dazu möchte Dieter Sarreither die sozialen Medien nutzen: „Wir werden auch einen eigenen Twitter-Kanal haben, über den wir am Tag der Bundestagswahl reagieren können.“
Zur Verteilung von Falschmeldungen tragen unter anderem auch Bot-Netze bei. Die Bots, eine spezielle Software, sind mit falschen Accounts von jungen und schönen Nutzern in den Netzwerken angemeldet und teilen, liken und kommentieren sehr schnell und automatisch alles, was die Betreiber der Bots ihnen auftragen. So kann eine Falschmeldung schnell sehr weit verbreitet werden: „Fake-Accounts von Bots könnten anhand von wiederkehrenden Verhaltensmustern auch mit Algorithmen besser erkannt und gelöscht werden. Es liegt an den Sozialen Netzwerken, dies auch umzusetzen“, weiß if(is)-Leiter Prof. Norbert Pohlmann aus seiner täglichen Arbeit.
Das Institut für Internet-Sicherheit forscht seit Jahren unter anderem im Bereich der Advanced Persistent Threats (APTs). Das Ergebnis ist beispielsweise das Sicherheitstool „spotuation“: Die im Institut entwickelte Anwendung erkennt neuartige sowie intelligente Angriffsformen anhand ihres Kommunikationsverhaltens, beispielsweise sich immer wiederholende Verhaltensmuster von Bots in Sozialen Netzwerken, und könnte diese rechtzeitig aufzeigen, um dadurch einer Manipulation zeitnah entgegenzuwirken.
Mehr zu den Forschungsfeldern des if(is) unter: https://internet-sicherheit.de/forschung/forschungsuebersicht
Links zum Thema:
Prof. Pohlmann zur Bundestagswahl 2021